Themenbeitrag
Wachstum beschleunigen
«Mit der Krise steigt die Nachfrage nach unseren Leistungen»
Regionale Innovationssysteme ergänzen die Innovationsförderung des Bundes und der Kantone. Der Verein Association Réseau Innovation Suisse Occidentale (ARI-SO) fördert mit verschiedenen Leistungen, insbesondere Coaching-Leistungen, die Geschäfts- und Technologieinnovation in den Unternehmen der Region. Die Plattform soll den Austausch zwischen Unternehmen und mit Hochschulen und Behörden anregen und so zum Aufbau eines innovationsfreundlichen Ökosystems beitragen. Margaret Collaud und Patrick Albert erklären, warum die Innovationsförderung auch einen lokalen Ansatz erfordert.
Könnten Sie uns die Rolle Ihrer Organisation und Ihre jeweiligen Aufgaben näher erklären?
Margaret Collaud: Die ARI-SO fördert die Innovation über Anlaufstellen in sechs Kantonen der Westschweiz: Freiburg, Waadt, Neuenburg, Genf, Jura und Wallis. Wir stützen uns ausserdem auf vier sektorielle Plattformen: BioAlps für Life Sciences, Alp ICT für Informations- und digitale Technologien, Micronarc für Mikro- und Nanotechnologien und CleantechAlps für saubere Technologien und Nachhaltigkeit. Dazu kommt noch Alliance, das Coaching-Programm für technologische Innovation. Als Direktorin des Programms beaufsichtige ich die Leistungen, die wir den Unternehmen anbieten, um sie bei ihren Innovationsprojekten zu unterstützen und zu begleiten.
Patrick Albert: Ich leite das Coaching im Bereich Geschäftsinnovation. Diese Leistungen laufen über platinn. Jedes Jahr wenden sich rund 200 Unternehmen an uns und bitten um Unterstützung bei verschiedenen unternehmerischen Herausforderungen: Geschäftsentwicklung, Aufbau von Partnerschaften, Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten oder betriebliche Optimierung.

«Innovation ist ein Schlüsselfaktor für die Widerstandsfähigkeit der Schweizer Unternehmen. Dazu müssen sie vernetzt sein.»
Margaret Collaud
Direktorin Programm und Administration (ARI-SO)
Die Programme der ARI-SO laufen jeweils über vier Jahre. Welches Ziel verfolgt das im Jahr 2024 lancierte Programm?
M. C.: Unsere Prioritäten sind das Wachstum bzw. die Aufrechterhaltung des Bruttoinlandsprodukts, der Beschäftigung und der Wettbewerbsfähigkeit. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Der Coaching-Ansatz von platinn ist branchenneutral, richtet sich jedoch über die Förderplattformen Alp ICT, BioAlps, CleantechAlps und Micronarc an vier bestimmte Sektoren. Jeder Kanton legt seine Ziele auf der Basis des Wirtschaftsgefüges vor Ort fest. Als dezentralisiertes Netzwerk verfügen wir über sechs kantonale Antennen, um den KMU und Start-ups eine kundennahe Anlaufstelle zu bieten.
Welche Rolle spielt Innovation für das Wachstum der KMU?
P. A.: In einer Volkswirtschaft mit hoher Wertschöpfung wie der Schweiz ist Innovation von wesentlicher Bedeutung. Die Arbeitskosten sind bei uns hoch. Wenn Unternehmen in diesem Umfeld wettbewerbsfähig bleiben wollen, müssen sie ihr Know-how in Nischenmärkten einsetzen.
M. C.: Innovation ist ein Schlüsselfaktor für die Widerstandsfähigkeit der Schweizer Unternehmen. Dazu müssen sie vernetzt sein. Unser Programm leistet einen Beitrag zum Aufbau eines vernetzten Ökosystems aus Unternehmen, politischen Akteuren und Bildungseinrichtungen.
Haben unsere Unternehmen angesichts des starken Frankens und der Konjunkturabkühlung bei den wichtigsten Wirtschaftspartnern der Schweiz ausreichend Ressourcen für Innovation?
P. A.: Gerade in Krisenzeiten steigt die Nachfrage nach unseren innovationsbegleitenden Dienstleistungen. Der Druck auf die Gewinnspannen nimmt immer mehr zu. Diese Entwicklung machte sich zunächst in der Uhrenindustrie bemerkbar und hat sich nun auf alle Branchen ausgeweitet, wobei exportorientierte Unternehmen besonders betroffen sind. Vor diesem Hintergrund ist Innovation mehr denn je von entscheidender Bedeutung.

«Wir helfen Unternehmen, ihre eigenen Innovationsressourcen freizusetzen und auszubauen.»
Patrick Albert
Direktor Coaching-Leistungen platinn (ARI-SO)
Wann kann ein Coaching Unternehmen bei ihren Innovationsprojekten unterstützen?
P. A.: Innosuisse fördert den Technologie- und Wissenstransfer zwischen Hochschulen und Unternehmen. Dabei verfolgen wir einen komplementären Ansatz: Wir helfen den Unternehmen, ihre eigenen Innovationsressourcen freizusetzen und auszubauen. Coaching ermöglicht es, Abstand vom operativen Geschehen zu gewinnen und Lösungsansätze zu entwickeln.
M. C.: Manchmal führen wir Gruppencoachings mit mehreren Unternehmensverantwortlichen durch, um den Austausch von Erfahrungen und bewährten Verfahren zu fördern. Dieser Rahmen eignet sich für vorwettbewerbliche Problemstellungen, die alle Branchen betreffen, etwa die zunehmende Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten und die generationenübergreifende Kommunikation am Arbeitsplatz. Häufig ist auch die Frage: Wie können sich Unternehmen auf die Generation Z und ihre besonderen Erwartungen an die Arbeitswelt einstellen?
Können Sie uns Unternehmen nennen, die Sie betreut haben?
M. C.: Die Firma Cortexia ist ein interessantes Beispiel, weil sie mehrere Leistungen in Anspruch genommen hat, sowohl im Bereich Geschäftsinnovationen als auch im Bereich technologische Innovationen. Das Freiburger KMU entwickelt Lösungen, mit denen Städte den Grad der Sauberkeit auf den Strassen messen können. Damit können Ressourcen für die Reinigung effektiver eingesetzt werden. Beim ersten Mal begleiteten wir das Unternehmen im Rahmen eines Alliance-Coaching bei einem technologischen Innovationsprojekt, das es ihm ermöglichte, eine Finanzierung von Innosuisse zu erhalten. Beim zweiten Mal unterstützten wir das Unternehmen im Rahmen eines platinn-Coaching bei der Mittelbeschaffung und der Industrialisierung seiner Lösung. Das nächste Schritt war dann der Ausbau des Geschäfts im Ausland. Cortexia profitierte auch von der Sichtbarkeit im Ökosystem der Plattform CleantechAlps.
Regionale Innovationssysteme (RIS)
L’ARI-SO gehört zu den Regionalen Innovationssystemen (RIS). Ein RIS umfasst sämtliche Organisationen und Institutionen, die im Netzwerk zusammenarbeiten und zu den Innovationsprozessen einer Region beitragen. Die RIS fördern die Innovationsfähigkeit der Schweizer KMU und Start-ups, indem sie koordinierte Unterstützungsangebote und Dienstleistungen in den Bereichen Information, Beratung, Vernetzung, Infrastruktur und Finanzierung anbieten. RIS gibt es auch in der Deutschschweiz und im Tessin.